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Fototechnik ist männlich, lautet ein bis heute gültiges Klischee und wird in einschlägigen Foren, Magazinen oder auf Fachmessen bestätigt. Auch Handbücher zur Fotografie sind fast ausschließlich von männlichen Autoren verfasst. Aber wie ist das Verhältnis zwischen Frauen und Fototechnik im Lauf der Mediengeschichte wirklich gewesen? Wie sieht ein Genderdiskurs aus, der zugleich fundiert und humorvoll ist? Und welche Bilder entstehen, wenn ihr Motiv die Fototechnik ist?
Technikaffine Fotografinnen sind die Protagonistinnen und Themen des Symposiums mit Vorträgen und performativen Lectures: Es wird um die Nähe zwischen Kamera und Fotografin gehen, um das Kapitel "Weichzeichner" in der Fotofachliteratur, um Fotografinnen, die sich bereits im 19. Jahrhundert behaupten konnten, um den Akt des Reproduzierens, um den Zusammenhang zwischen "einfacher" Technik und Frauen, und welche Themen eine solche Herstory der Fototechnik umfassen könnte.
Programm::
14.00–14.30 Performative Lecture
Lisa Rastl: Re-produzieren − ein performatives Setting
Eine rhythmische, sich wiederholende Handlung, eine monotone Arbeit... eine Vorlage wird auf dem Tisch platziert, das Licht eingestellt, die Kamera adjustiert, der Arbeitsfluss wird unterbrochen durch das helle Aufblitzen der Lichter, wenn sich die Blende der Kamera öffnet und das Abbilden der Vorlage im gegenwärtigen Augenblick dargestellt wird. Handelt es sich hierbei um einen schöpferischen Akt? Ist der Qualitätsverlust zum Original sichtbar? Oder entsteht vielmehr ein neues "Original"? Das neu entstandene Abbild wird ausgedruckt und wiederum reproduziert, so lange, bis ein deutlicher Farbverlust wahrnehmbar ist und sich die Abbildung per Definition entscheidend vom Original unterscheidet und somit einem hohen "Schöpfungsgrad" unterliegt.
14.30–15.00 Einführung und Moderation
Ruth Horak: Sie, die Fototechnik
Anhand des 2023 erschienen Buches FOTOTECHNIKA, resümiert eine der Herausgeberinnen, welche Aspekte und Themen eine Herstory der Fototechnik umfassen könnte: Wie ist das Verhältnis zwischen Frauen und Fototechnik im Lauf der Mediengeschichte wirklich gewesen? Wie sieht ein Genderdiskurs aus, der zugleich fundiert und humorvoll ist? Und welche Bilder entstehen, wenn ihr Motiv die Fototechnik ist?
15.00–15.30 Vortrag
Katharina Steidl: Fe/Male Photography, das Fotografische oder Mechanismen der Separation
In der Kunstgeschichte der 1970er Jahre löste Linda Nochlins Essay "Why have there been no great women artists" eine grundlegende Befragung nach den Ursachen der Marginalisierung von Künstlerinnen und einer fundamentalen Quellenarbeit historisch belegbarer Persönlichkeiten aus. Rund 50 Jahre später stellt sich im Feld des Fotografischen mehr denn je die Frage, welche bis dato oftmals unhinterfragten Ordnungsstrukturen zu einer nach wie vor brisanten Geschlechtskodierung von Fotografie als Technik, Medium und Bild verhelfen.
15.30–15.45 Publikumsfragen
15.45–16.00 Pause
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16.00–16.30 Performative Lecture
Caroline Heider: Re-Reading photo guides
Handbücher zur Fotografie sind fast ausschließlich von Männern verfasst. Entsprechend sind die Abbildungen in diesen Fachbüchern einem männlichen Blick geschuldet: Nicht nur weibliche Akte sind wiederkehrende Motive, sondern auch die einschlägigen weiblichen Rollen werden immer wieder aufs Neue festgeschrieben. Sobald es um die Technik geht, scheint der Bildinhalt der verwendeten Fotografien in den Hintergrund zu treten. Caroline Heider versucht mit dem Lesen und Zeigen einiger Technikhandbücher aus dem Bestand der Angewandten und der Bibliothek des FOTOHOF diese unkommentierten reproduzierten Klischees ans Licht zu bringen.
16.30–17.00 Vortrag
Ulrike Matzer: Spezialistinnen ihres Fachs − Zu Unrecht vergessene Fotografinnen
Frauen betätigten sich früh im fotografischen Metier − was fotohistorische Überblickswerke jedoch kaum vermitteln. Anhand zweier Wiener Fotografinnen, die durch ihre Spezialisierung eine Alleinstellung im Fotogewerbe erlangten, lässt sich das Potenzial eines genderanalytischen Zugangs demonstrieren: Avancierte Adele Perlmutter mit ihren Aufnahmen lebender Bilder 1868 zur ersten Hoffotografin Wiens, so betrieb Marianne Strobl gegen 1900 erstmals Industrie-Dokumentationen in großem Stil.
17.00–17.30 Performative Lecture
Claudia Rohrauer: Your "grooving" for photography
Die performative Lesung untersucht anhand von Berenice Abbotts Buch "A guide to better photography" die markante Art der Fotografin, fototechnisches Wissen zu vermitteln. Dabei steht Abbots sprachlicher Duktus im Fokus, welcher ihren "guide" von klassischen Lehr- und Handbüchern unterscheidet. Während in der Literatur häufig die technische Perfektion als Hauptkriterium für ein perfektes Bild dargestellt wird, findet sich in "A guide to better photography" eine Anleitung zur Entwicklung einer fotografischen Haltung, die sich aus dem Meistern der Technik speist.
17.30–18.00 Publikumsfragen / Besichtigung der Ausstellung FOTOTECHNIKA
Die Veranstaltung ist Teil des ↳ Gallery Weekend Salzburg
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